set 1024 pix — Wir leben unser ganzes Leben in Angst vor Pruefungen, Verboten, Strafen, Dummheiten, etwas zu verpassen... Aber damals Unter Tannen und Fichten hatten wir keine Angst. Kumpelkinder konnten mit Holz umgehen, hatten auch die Werkzeuge dazu, schlugen Aeste, schaelten die Rinde ab. Hans kletterte zuerst hoch, befestigte die Streben, wir verbanden die Hoelzer, bedeckten mit Reisig den Boden. Im Reisighaus fuehlen Peter, Hans, Linhard, Klaus und ich mich geborgen, rauchen Casino und hoeren auf einer Birke im Feld Barbara Ann. Wald, Teiche, Froesche quaken laut, Schwamme wachsen still aus dem Boden, Voegel fliegen hoch in die Luft. Den Sommer sind wir meist hier, spielen Szenen aus Filmen nach oder Buechern, suchen Hoehlen. Am Millionenteich lernte sogar Klaus das Schwimmen. Mit Messern ritzten wir Birken, rieben uns mit ihrem Saft den Schnurrbart ein und wo noch Haare wachsen sollten. Die Schwestern kletterten mit auf die Baeume. Freiluftkinder, wie Indianer, die erst dann nach Hause tollten, wenn es dunkelte oder die Eltern mit dem Abendbrot warteten. Am schnellsten trafen wir uns hinter dem Haus auf der Wiese, riefen: kommst Du runter? 2 Mannschaften mit Kaffeebohnenfuessen gewaehlt, der Ball schoss in das Teppichstangentor… Die Eltern spielten unten Volleyball. Holzstoesse, Schuppen waren Verstecke, wenn einer mit dem Gesicht zur Hausmauer stand und nicht gucken durfte, alle anderen weg rannten sich verstecken und, wenn entdeckt, schnell zum Mal laufen, FREI klatschen, oder der eins, zwei, drei angebrannt... Kellerfenster gingen auch mal zu Bruch. Im Winter bauten wir Iglu, mit Kerzen vereist, hockten auf Tannenbaumzweigen, erzaehlten Geschichten mit Charly Chaplin, Kai und Gerda, oder mit wilden Reitern. An den Scheunen waren auch Verstecke und es gab Kaempfe, wenn unsere Glueck-Auf-Strassen-Bande auf eine andere Bande traf. Am Drachenkopf standen alte Kuechenoefen und Hans baute aus den emaillierten Beinen Schwerter, oder aus Holz. Blaue Flecke gabs, blaue Augen, Steine flogen, Kinnhaken… es war richtig sich zu wehren und es gab Regeln: zwei gegen einen ist feige, gross gegen klein auch, petzen tut man nicht. Doch haenseln kam vor. Manchmal brachten wir einander zur Weissglut, stuerzten uns wuetend zu Boden, weinten, vertrugen uns spaeter wieder. Ich glaube, dass Sippach Reiner aus dem Nachbarhaus ein Antagonist, ein Widerpart war, warum, weiss ich nicht. Gegensaetzliche Kraefte konnten wir deuten und wieder vereinen. Die Aelteren schauten nach den Juengeren, dass keiner zurueck blieb. Doch einmal banden sie Hansel beim Indianer spieln an den Baum und liefen heim. Seine Mutti fragte seinen aelteren Bruder Dieter: wo ist Hansel? Ach, der wurde vergessen... schnell gings zurueck ihn heim holen. Sorglos waren wir, bis das letzte Schuljahr uns trennte. — Bleistift auf DIN A4 Papier