Warschauer aufgraben Grenzen ueberwinden
Mitte der 80er Jahre kommt Russisches Erdgas nach Berlin. Durch die Druschba = Freundschaft Pipeline aus Orenburg. Deutsche bauen. Viel Schlamm und Entbehrung. Anwohner saeumen den Weg mit erhobener Hand. Ich wohne in der Warschauer Ecke Kopernikus und sehe wie 150 Jahre alte Platanen sterben. Die Wurzeln erstickt vom Methan, das mit Hochdruck aus alten, undichten Gasleitungen entweicht. Das fotografiere ich und gehe zum Stadtgaertner Unter den Linden. Ihm tut das auch weh. Er sagt: vor 100 Jahren ist der Stadtgaertner noch zu Pferde die Alleen entlang geritten. Heute Autos, Abgase, Erdgas, Baumsterben. Im Bezirksamt Friedrichshain finde ich einen Mann mit offenen Ohren, will selbst etwas tun, aber undichte Gasleitungen kosten Geld. Also mache ich eine Liste mit Fotos fuer ihn, schreibe Greenpeace, erhalte Aufkleber und Lesestoff, verteile das. Mittwochabends kommen wir paar Umweltschuetzer bei ihm zusammen. Ob Stasi dabei ist, interessiert keinen. Ich frage mal in die Runde, wer sich outen will und ernte Gelaechter. Im Sommer 1989 wird die Warschauer Strasse aufgegraben, Gasleitungen und Muffen erneuert und isoliert. - Viel passiert zum Berliner Stadtjubilaeum 1987. Ich schreibe und modelliere meine Diplomarbeit 1:1, siehe Sitzabteil Berliner S-Bahn an der KHB Kunsthochschule Berlin mit theoretischem Ausblick auf Gross Berlin ohne Mauer dazwischen: Berlin - Sinfonie der Grosstadt.
Mein verehrter Professor und Mentor Alfred Hueckler lehrt mich: Grenzen sind geometrische Gebilde ueberwunden zu werden. Wir raetseln, was Markus Wolf vorhat. Irgendwas mit Russen scheint im Busche… Wie ich vermute Andropov’s KGB Plan. Mauer faellt. Deutschland kann Russland Aufbauhilfe geben. Herrhausen stirbt…
Rentner duerfen reisen, Herztropfen nicht vergessen, schleppen volle Taschen fuer die Enkel. Erich Honecker reist ins Saarland seine Heimat, traeumt mit Helmut Kohl von Annaeherung, traut sich nicht am Russen vorbei. Kohl wartet ab, dagegen hilft Strauss mit Milliardenkredit. Der Russe heimst die Lorbeeren ein. Bei allem, was heute belaechelt wird, oder wie man sich aufregt, sind dem Mann mit dem Huetchen, wie man in Muenchen sagte, doch einige nachgelaufen. Seine Regierung wollte mal das Volkseigentum dem Volk geben... Foto U. Schaarschmidt
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