set 1024 pix — Algarvio Kreide Zeichnung 4/2022 — Desenho a giz 21x26 cm
Schiller Die Worte des Wahns
Drei Worte hoert man bedeutungschwer
Im Munde der Guten und Besten,
Sie schallen vergeblich, ihr Klang ist leer,
Sie koennen nicht helfen und troesten.
Verscherzt ist dem Menschen des Lebens Frucht,
So lang er die Schatten zu haschen sucht.
So lang er glaubt an die Goldene Zeit,
Wo das Rechte, das Gute wird siegen,
Das Rechte, das Gute fuehrt ewig Streit,
Nie wird der Feind ihm erliegen,
Und erstickst du ihn nicht in den Lueften frei,
Stets waechst ihm die Kraft auf der Erde neu.
So lang er glaubt, dass das buhlende Glueck
Sich dem Edeln vereinigen werde,
Dem Schlechten folgt es mit Liebesblick,
Nicht dem Guten gehoeret die Erde.
Er ist ein Fremdling, er wandert aus,
Und suchet ein unvergaenglich Haus.
So lang er glaubt, dass dem irdschen Verstand
Die Wahrheit je wird erscheinen,
Ihren Schleier hebt keine sterbliche Hand,
Wir koennen nur raten und meinen.
Du kerkerst den Geist in ein toenend Wort,
Doch der freie wandelt im Sturme fort.
Drum edle Seele, entreiss dich dem Wahn,
Und den himmlischen Glauben bewahre.
Was kein Ohr vernahm, was die Augen nicht sahn,
Es ist dennoch, das Schoene, das Wahre!
Es ist nicht draussen, da sucht es der Tor,
Es ist in dir, du bringst es ewig hervor.
Aus Schiller Gedichte